"Holt mir die Telekom" - Meine Erlebnisse im Sportjournalismus (1)

von Fred Kowasch

( ....) Ein Jahr später dann der absolute KNALLER. Mit dem ‚Monitor‘ quer gegen die gesamte ARD schoss - ‚Die Tour de Farce und das Doping in deutschen Spitzenteams‘. Es war das Jahr Eins nach dem Sieg von Jan Ullrich in der weltweit bekanntesten Radrundfahrt. Die Festina-Affäre machte Schlagzeilen. Und auf den Trikots des ‚Team Telekom‘ prangte - für jeden sichtbar - das Logo der ARD. Im Fernsehgebäude des WDR begannen wir nach Ende der Tour zu recherchieren.

Der Film wurde schließlich am 13. August 1998 im ARD-Hauptprogramm zur besten Sendezeit ausgestrahlt. Gegen zahlreiche ARD-Verantwortliche platzierte Klaus Bednarz das Thema.  Es war ihm egal, was andere dachten. Irgendwie hatte ich den Eindruck: den Aufschrei danach, den liebte er.

team telekomDer acht Minuten Beitrag schlug medial ein, wie die sprichwörtliche ‚Bombe’. Wir hatten nicht nur zwei hochkarätige Insider (darunter einen Deutschen Meister) zu (verdeckten) Aussagen vor die Kamera bekommen, sondern auch einen renommierten Amateursportler, der offen über die Dopingpraxis bei hiesigen Rennen sprach. Schlagzeile der Pressemeldung: ‚Doping auch mit Kokain‘. 

Am Abend nach der Sendung ging es dann noch zu einem Lokal in WDR-Nähe. Beim ‚Happe-Teller‘ (eine Art Bauernfrühstück dass wirklich nach dem langjährigen ‚Monitor’-Redakteur Volker Happe benannt war) und etlichen Biers kam es dann zur schon traditionellen Quotenwette. Mit 5 D-Mark war man dabei. Keine Ahnung, wer dieses Zocken schließlich gewonnen hat. Immerhin: an diesem Abend lernte ich den Radsportexperten Ralf Meutgens kennen, der für den Film im Hintergrund die Fäden zog. Auch als freier Journalist arbeitete. Eine mehr als 20-jährige intensive Zusammenarbeit begann. Noch heute sind wir miteinander befreundet.

Bei der anschließenden Redaktionskonferenz war die Richtung von Klaus Bednarz klar: „Holt mir die Telekom!“ Und so gruben wir und gruben. Seltsamerweise wollte der ‚Monitor‘-Redaktionsleiter für unsere Recherchearbeit nichts bezahlen.

Dazu muss man wissen, dass für diese WDR-Vorzeigesendung genug Geld da war. (Und wohl heute auch noch ist.) Fast jeder zweite produzierte Film wurde damals nicht gesendet. Sprichwörtlich ‚in die Tonne gekloppt‘. Mit festangestellten WDR-Kamerateams arbeitete ‚Monitor‘ so gut wie nie zusammen. Ähnlich wie bei ‚Kontraste‘ war auch hier die wenig professionelle Arbeitseinstellung der - angegebene - Grund.

Ein Jahr später lief dann doch noch ein ‚Telekom‘-Film. Wir hatten selbstständig weiterrecherchiert, einige brisante Deails zusammengetragen. Unsere 30 Minuten lange arte-Reportage sollte im Juli 1999 gesendet werden. Parallel zur Austragung der ‚Tour de France’. ‚Monitor‘ wollte auch berichten, hatte aber - nach unseren Informationen - nichts wirklich Substanzielles. So hat die Redaktion dann Teile unseres Drehmaterials angekauft. Monitor nimmt Team Telekom ins Visier - Und damit erneut Schlagzeilen produziert. By the way: wir kamen da schon sehr auf unsere Kosten. (....)

Auszug aus: "Holt mir die Telekom" - Meine Erlebnisse bei ARD und ZDF (4)

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