Hooligans in Deutschland

Es ist eine Szene, in die keiner so leicht hinein kommt.

lok chemie2"Ich bin verrückt, mit Sicherheit bin ich krank, aber ich brauche diesen Kick!". Mit diesem Kick meint Frank L. den Fight mit anderen Hooligans. "Die Vorabsprachen erfolgen per Mail aus einem Internet-Cafe heraus. Man muß bloss schauen, daß es dort keine Kamera gibt. Handys und der eigene Internetanschluß werden überwacht. Da muß man andere Wege finden". Mit rund 50 Leute machen sie sich auf den Weg, alle unabhängig voneinander. Den konkreten Treffpunkt erfährt man dann irgendwie unterwegs.

Wenig später ist es soweit. Die Hände werden bandagiert, der Mundschutz eingeschoben. "Einige pfeiffen sich noch etwas ein. Es ist der komplette Wahnsinn! Du bist so voll mit Adrenalin, wenn du sie gegenüber am Waldrand siehst. Und du hast Angst. Viel Angst. Wenn du sie nicht hättest, würde irgend etwas fehlen"!

"Ich bin verrückt, mit Sicherheit bin ich krank, aber ich brauche diesen Kick"

Es ist 16 Uhr an einem Samstag Nachmittag. Beste Bundesligazeit. In der Gelsenkirchener Arena ‚Auf Schalke’ triftt die Heimmannschaft auf die Elf von Borussia Mönchengladbach. Zwei Fangruppen stossen aufeinander. Die Polizei ist im Einsatz.

Zur gleichen Zeit auf einer abgelegenen Wiese nahe Bochum. Dutzende junge Männer machen sich für ihre Auseinandersetzung bereit. Nachdem die Hände bandagiert sind, gegen sie aufeinander los.

Pressemitteilung:

Polizei Bochum (Massenschlägerei zwischen Hooligans:

“Zeugen beobachteten, dass sich offensichtlich 2 Parteien gegenüber standen, von denen die eine rote, die andere blaue T—hirts/Leibchen trug. Die insgesamt ca. 60 Leute, von denen ca. je die Hälfte der Dortmunder bzw. Schalker Fussballszene zuzuordnen waren, gingen aufeinander los. Dabei benutzten sie Stöcke und Ketten und schlugen aufeinander los.“

Die Schlägerei endet erst, als ein paar Streifenwagen kommen. Die Flucht beginnt. 16 Hooligans nimmt die Bochumer Polizei fest. Gegen sie laufen nun Ermittlungsverfahren. Der Vorwurf: Landfriedensbruch.

Es ist eine Szene, in die keiner so leicht hinein kommt. "Ich bin verrückt, mit Sicherheit bin ich krank, aber ich brauche diesen Kick!". Mit diesem Kick meint Frank L. den Fight mit anderen Hooligans. "Die Vorabsprachen erfolgen per Mail aus einem Internet-Cafe heraus. Man muß bloss schauen, daß es dort keine Kamera gibt. Handys und der eigene Internetanschluß werden überwacht. Da muß man andere Wege finden". Mit rund 50 Leute machen sie sich auf den Weg, alle unabhängig voneinander. Den konkreten Treffpunkt erfährt man dann irgendwie unterwegs.

Wenig später ist es soweit. Die Hände werden bandagiert, der Mundschutz eingeschoben. "Einige pfeiffen sich noch etwas ein. Es ist der komplette Wahnsinn! Du bist so voll mit Adrenalin, wenn du sie gegenüber am Waldrand siehst. Und du hast Angst. Viel Angst. Wenn du sie nicht hättest, würde irgend etwas fehlen"! Im Vorfeld wird abgezählt. Es treffen immer gleich viele Hooligans aufeinander. Einer hält die Fights mit der Kamera fest: "das wird dann ausgewertet. Damit wir genau sehen, wer hat sich wie verhalten. Da sieht man dann ganz genau, wer gut geboxt oder wer feige war", sagt der Berliner Hooligan, der schon seit Jahren in der Szene aktiv ist.

Weil der Verfolgungsdruck von Seiten der Polizei mittlerweile so groß geworden ist, weichen Berliner Hooligans für ihre Figths ins Umland und nach Polen aus. "Mit Polen zur WM, das wird interessant" sagt Frank L. Auch vor den Holländern und den Engländern habe man Respekt. Dennoch trifft man sich dort, wo einem die Polizei wahrscheinlich nicht erwartet.

(Text Herbst 2005)

 

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