Sapina: Jede Woche ein bis zwei Spiele manipuliert

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Es war ein erster Höhepunkt im Prozeß zum Wettskandal vor dem Bochumer Landgericht. Ante Sapina, der bereits aus dem Hoyzer-Skandal bekannte Berliner Zocker, war als Zeuge geladen. Acht Stunden lang sprach er über über verschobene Spiele, gekaufte Fußballprofis, korrupte Schiedsrichter und Funktionäre. Detailliert schilderte Sapina zum Beispiel, wie er das WM-Qualifikationsspiel Lichtenstein-Finnland im September 2009 manipuliert haben will.

Bei diesem Match - immerhin ein Spiel aus der deutschen Gruppe - sei der bosnische Schiedsrichter bestochen gewesen. Rund 40.000 Euro hätte er erhalten. Dafür hätte er „einen Elfmeter gegegeben" sagt Sapina. Ein Strafstoss „der keiner war".

Täglich habe Sapina bis zu 30 Wetten platziert, im Monat für eine Million Euro gespielt. Vor allem über das Konto eines britischen Wettunternehmen. Wöchentlich habe er ein bis zwei Spiele manipuliert, der Wettanbieter wußte, so sagt Sapina, Bescheid.

Andreas Bachmann (Staatsanwaltschaft Bochum)
„Herr Sapina hat Angaben dazu gemacht, dass dieses Unternehmen in London ansässig ist und wie ein Wettmakler fungiert. Das heißt: Wetten, die er dort abgegeben hat, an den asiatischen Markt, an asiatische Unternehmen. Und das es zuvor Absprachen mit bestimmten Mitarbeitern des Unternehmens gegeben haben soll, die auch in Kenntnis davon gesetzt sein sollen, bestimmte Wetten, die Herr Sapina dort plaziert hat, eben aufgrund von manipulierten Sportereignissen dort abgegeben worden."


In Sapinas Zeugenaussage fällt auch immer wieder der Name des ehemaligen Osnabrücker Fußballprofis Thomas Cichon. Mit ihm will sich Sapina getroffen und über Spielmanipulationen geredet haben.

Noch gut kann sich Sapina beispielsweise an das Zweitligaspiel zwischen dem FC Augsburg und dem VfL Osnabrück erinnern. Das erste Tor für Augsburg sei, sagt Sapina, "glasklar auf die Kappe von Herr Cichon" gegangen. Nur wenn er gespielt hat, habe eine Manipulation aus seiner Sicht Sinn gemacht. Cichon sei in Osnabrück ganz klar "der Häuptling, der Wortführer" gewesen. Cichon, der heute in Südafrika spielt, bestreitet die Vorwürfe in einem Radiointerview.

Thomas Cichon (Ex-Spieler VfL Osnabrück)
„Ich weiß, dass ich gegen Augsburg definitiv nicht manipulativ in das Spiel eingegriffen habe. Genausowenig wie in irgend ein anderes Spiel. Also ich habe definitiv kein SMS-Kontakt, ich habe definitiv keinen E-Mail-Kontakt, zu 99,9 Prozent habe ich diesem Herrn auch nicht von Angesicht zu Angesicht gegenüber gestanden."


Andreas Bachmann (Staatsanwaltschaft Bochum)
„Wir haben hier in den Hauptverhandlungsverfahren bereits von einem Zeugen und von einem der Angeklagten gehört, dass Herr Cichon mehrfach angesprochen worden ist und seine Bereitschaft erklärt hat, Spiele zu manipulieren. Und aufgrund der Zeugenaussage von Herrn Sapina scheint sich dass halt wohl zu verdichten."


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Ein weiterer Spieler dessen Name in dieser Woche im Zusammenhang mit Wettmanipulationen genannt wurde, ist der des ehemaligen St.Pauli Profis René Schnitzler. Im Interview mit dem Nachrichtenmagazin DER STERN gab Schnitzler zu, im Jahr 2008 insgesamt 100.000 Euro von dem niederländischen Wettpaten Paul Roojj kassiert zu haben. Manipuliert hätte er aber nicht, sagt Schnitzler.

Holger Stanislawski (Trainer FC St. Pauli)
„Insofern .... macht man sich dann auch über die Zeit so ein paar Gedanken und rückblickend. Und ist einfach nur enttäuscht, wenn so etwas passiert."

Dem niederländische Wettpate Paul Rooij, der die Vorwürfe von Schnitzler bestreitet, werden nach Sportschau-Informationen mindestens 18 weitere manipulierte Spiele von der Staatsanwaltschaft zugeordnet. Darunter drei weitere Spiele in Deutschland, ein Match zur Europaleague- und Champions-League-Qualifikation sowie ein Gruppenspiel der Königsklasse.

Diese Woche schon geht es in Bochum weiter. Dann sind vor Gericht erstmals auch Fußballspieler geladen. Spieler die in Osnabrück, Bielefeld, Verl und Gütersloh gekickt haben.

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