Mein erster Triathlon: Frodeno, Sinnfragen und das erste Mal
Warum mache ich das? Warum springe ich am frühen Sonntagmorgen in ein
dunkelgrünes, kaltes Hafenbecken? Auf dem Ponton des Düsseldorfer Medienhafens, Minuten vor dem Start stelle ich mir Sinnfragen. Die gelbe Badekappe sitz irgendwie nicht, meine Füße sind Eisklumpen und die Konkurrenz brabbelt aufgeregt vor sich hin. Ich trage Bikini, 130 andere Neoprenanzug.
Ich weiß weder, ob ich rechts oder links um die viel zu weit entfernt scheinenden Bojen schwimmen, noch wie viele Runden ich irgendwann später mit meinem Fahrrad drehen soll. Der Wettkampfbesprechungs-Mann brüllt etwas von „zwei Laps“, die Frau neben mir glaubt an drei und ich war optimistisch davon ausgegangen, dass wir nur eine Runde fahren müssen.
Düsseldorf richtet zum ersten Mal einen Triathlon rund um den schicken Medienhafen aus. Ich bin bei der Sprintdistanz dabei - die Stadt und ich feiern quasi gemeinsam Triathlon-Premiere. Dabei mögen wir uns eigentlich gar nicht. Immerhin: Jan Frodeno ist hier am Start, den mag ich. Er ist Elite, ich Jedermann. Aber wir müssen beide in die Brühe - das verbindet.
750 Meter - unter mir grünes Wasser, zu nah neben mir kraulende Arme und schlagende Beine. Zweimal bekomme ich kräftig eins auf die Nase, dann habe ich mich frei geschwommen. Oder die anderen sind schneller. Um das herauszufinden, fehlt mir Zeit und Motivation. Auf jeden Fall hab ich nach ein paar hundert Metern Platz und kraule den gelben Badekappen vor mir hinterher. Unter der Fußgängerbrücke geht es durch, dann um die zwei riesigen Bojen und Richtung Landzunge und den Fahrrädern.
Am Schwimmausstieg ziehen mich trockene Hände aus der Brühe, ab geht es in die Wechselzone. Hinrennen und das eigene Fahrrad in der vollen, an Rennrädern nicht armen Zone, zu finden ist die nächste Herausforderung. Gazelle gefunden, Badekappe und Schwimmbrille gegen Fahrradhelm und Turnschuhe tauschen. Schnell Hose und T-Shirt drüber. Mein Nachbar schält sich nur langsam aus seinem Neoprenanzug, die Zeit über ihn zu grinsen nehme ich mir.
Endlich auf dem Fahrrad geht es mit Karacho über die Rheinkniebrücke am anderen Ufer entlang, über die Oberkasseler Brücke und am holprigen Rathausufer wieder zurück. 20 Kilometer Radfahren, dass macht auf dem Düsseldorfer Kurs für die Sprintdistanz dann doch drei Runden.
Für mich, andere ähnlich Orientierungslose und Leute mit Sauerstoffmangel gibt es Wegweiser und Helfer, die versuchen Verfahren unmöglich machen. „Super“ und „Weiter so“ schreien die Zuschauer von der Seite, mein Vater, irgendwo am Rand, brüllt: „Du trittst zu dick!“ Runterschalten, Wasser trinken. Von hinten höre ich ab und zu ein „Links!“, wenn eine gebückte schwitzende Gestalt zum Vorbeirauschen antritt. Das Feld zieht sich immer mehr auseinander. Langsam beginnt der Triathlon Spaß - und müde zu machen.
Nach dem Rad ist vor dem Laufen. Noch mal geht es rein in die Wechselzone und ohne Fahrrad wieder hinaus. Auf der Laufstrecke, kreuz und quer durch den Medienhafen, wummert Chartsmusik aus den Boxen. Bei einem gefühlten Puls von 170 motiviert mich sogar Rihanna - auf den letzten fünf Kilometern überhole ich fleißig. Beim Laufen läuft's endlich mit der Triathlon-Premiere. Bei einer Stunde und 29 Minuten sprinte ich lächelnd ins Ziel, da wartet auch die Antwort auf mich. Warum machst du das? Weil‘s Spaß macht.
Jenna Zita Günnewig
Juli 2011