von Fred Kowasch, Düsseldorf
02.11.2020 - Samstag Nachmittag in der Düsseldorfer Altstadt. Kurz vor dem zweiten Lockdown, schieben sich Gruppen von Erlebnishungrigen an den eng besetzten (Alt)Biertischen vorbei. Mit etwas Geschick, weicht man Entgegenkommenden aus. Fast alle tragen hier Masken an diesem warmen Spätherbsttag.
Ein paar Hundert Meter weiter protestieren vielleicht 400 gegen Corona-Restriktionen, vor allem die Maskenpflicht:
"Pandemie gab es nie" und
"Frieden, Freiheit, keine Diktatur". Mittendrin auch mehrere Dutzend Teilnehmer, die unter dem Label 'Hooligans gegen Salafisten' (HogeSa) ihren zweiten Polit-Frühling wittern.
In Gesprächen hört man: die nächste Zeit wird hart. Für die Kinder, die (noch) zur Schule gehen, für Mütter und Väter, Selbstständige, Freizeitsportler, Gewerbetreibende. Keiner, mit dem ich an diesem Tag rede, kann die pauschalen Restriktionen des Staates nachvollziehen.
Keiner kann verstehen, warum die umgesetzten Corona-Konzepte von Gaststätten so ohne jede Folge sind. Warum für Freizeitsportler die Stadionlaufbahn erneut gesperrt wird, die Schwimmhallen wieder schließen. Weshalb fast niemand über die Grosshochzeiten spricht, die stundenlangen Bustouren irgendwohin, die Parties auf engen Raum.
Einige haben von einem neuen Konzept gehört.
Von der 'Kassenärztlichen Bundesvereinigung', vom Virologen Streek. Ein paar Tage ist es erst alt. 'Mit Corona leben lernen' heisst es darin sinngemäß. Restriktionen nach Augenmaß, Ältere und Risikogruppen besonders schützen.
Dass wäre doch mal ein Ansatz. Über den zu diskutieren lohnt. Statt dessen wieder dieser Lockdown. Ohne Plan. Ohne Konzept.
"In einem Jahr wird das System kippen." "Nee, so lange darf das nicht dauern." Zwei Meinungsäußerungen. Sichtweisen vom politischen Rand? Vielleicht. Gefühlt werden es allerdings täglich mehr, die Wut auf diesen Staat bekommen.