'Stern' und 'SPIEGEL': Die Nerven liegen blank
Die Auflage im Sinkflug, das redaktionsinterne Tischtuch zerschnitten. Bewährungsfrist für Büchner und seine Spiegel-Readaktion - eine richtig gute Story, die sich in diesen Tagen in Hamburg abspielt. Dabei sollte es mittlerweile eine Binsenweisheit sein, dass Print und Online nur noch gemeinsam funktionieren.
Das Verteidigen der liebgewonnenen Pfründe - auch beim STERN kam die Neubesetzung der Redaktionsleiterposten intern nicht so gut an. Das Mitarbeiter dort ein lockeres (und lukratives) Leben haben, ist in der Journalistenszene Allgemeinwissen. Hin und wieder mal ein zusammengebauter Artikel, da bleibt viel Zeit für Nebenbeschäftigungen. Damit wird bald wohl Schluß sein. Denn der STERN ist längst nicht mehr die 'Cash-Cow' für Gruner+Jahr wie noch vor Jahren. Weitere Hintergründe in dem sehenswerten Beitrag aus der ZAPP-Redaktion.
Video-Tipp: Trampen durch Europa (45 min, NDR)
OFFLINE: Der Gaza-Krieg - Zwei Sichtweisen
04.08.2014
Der Gaza-Krieg in den deutschen Medien. Gegen die Bilder ist unser Text machtlos - der eine, Richard C. Schneider, ist nicht dort, darf aber darüber für die ARD pausenlos berichten.
Für den anderen, Martin Lejeune, interessiert sich beim Tagesschau-Sender NDR allenfalls der Pförtner. Zwei Sichtweisen, die unterschiedlicher nicht sein können.
Journalisten als politische Lobbyisten? Mit ihrer Klage gegen das ZDF haben sich die zwei ZEIT-Berichterstatter selbst in den Fokus gebracht.
01.08.2014
Journalisten sind - in der Regel - eitel. Bei exklusiven Treffen im Hinterzimmern lassen sie sich gern mal auf die Rolle nehmen. Geschreddert, Vergessen, Geschlossen - im aktuellen 'Journalist' beschreibt Autor Michael Kraske wie die Süddeutsche Zeitung deutschen Verfassungsschützern auf den Leim ging. Infos gegen entlastende Berichterstattung? Über einen ahnungslosen VS-Mitarbeiter, der am 11.11.11 im Kölner Bundesamt nur Wertloses schreddern ließ. Und einen V-Mann-Führer der - in einem Kasseler Internetcafé sitzend - vom einem Mord nichts mitbekommen haben will. Und - parallel zur grossen SZ-Story im Juni 2012 - im Rechercheverbund mit dem ARD-Politikmagazin Panorama, in seinem Garten friedlich Äpfel erntet.
In Erinnerung. - WM 2014, Copacabana: Das Fanfest neben dem Fanfest

Foto: Philipp Lichterbeck
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Zwei Einsatzleiter vor Gericht - der Stuttgart-21-Prozess
Zwei Einsatzleiter wegen Körperverletzung angeklagt - fast vier Jahre nach dem brutalen Polizeieinsatz am 30. September 2010 im Stuttgarter Schloßpark hat der Prozess gegen zwei leitende Beamte begonnen. Den beiden leitenden Polizisten wird fahrlässige Körperverletzung im Amt vorgeworfen. Sie sollen Einsatzbefehle nicht an die Besatzungen der beiden Wasserwerfer weiter gegeben haben. Durch deren Einsatz wurden einige Demonstranten massiv an den Augen verletzt. Die Bilder eines alten Mannes, der aus den Augen blutet, gingen um die Welt.
Am ersten Verhandlungstag wiesen die Angeklagten die Vorwürfe zurück. Der Einsatz wäre grundsätzlich genehmigt gewesen. Außerdem wäre ein Funkkanal gestört gewesen, so daß sie keine Nachrichten zum Einsatzgeschehen erhalten hätten. "Sie müssen bestraft werden" - Geplant sind mindestens zehn Verhandlungstage, mehr als 35 Zeugen sollen gehört werden. Mit einem Urteil ist in einigen Monaten zu rechnen.
Hamburg: Polizeiübergriffe auf Lampedusa-Flüchtlinge
Wave-Gothic-Treffen: Viktorianisches Picknick im Leipziger Clara-Park (Reblog)
All rights reservedinterpool.tv dankt dem uns bekannten Fotographen, der sich 2014 ins Getümmel gestürzt hat.
Sachbuch-Tipp: 'Heimatschutz' von Stefan Aust und Dirk Laabs (Reblog)
von Fred Kowasch
864 Seiten, die es in sich haben.
864 Seiten bester, hintergründiger Journalismus.
Das Buch räumt mit der Legende auf, dass Polizei und Sicherheitsdienste die Gefahr eines Rechtsterrorismus unterschätzt haben. Akribisch wird dokumentiert: schon früh beschäftigte dich das Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV) mit der rechtsradikalen Szene. Dort platzierten sie Dutzende Spitzel, die nicht selten später selbst zu Akteuren, zum Problem wurden.
Die Rolle des BfV und seiner V-Leute in der NSU-Affäre ist bis heute unklar. Auch weil im BfV, mit Bekanntwerden des Nationalsozialistischen Untergrundes Anfang November 2011, massenweise einzigartige Treffberichte eilig geschreddert wurden.
In einer Detailfülle, die ihresgleichen sucht, rekonstruieren die Autoren Stefan Aust und Dirk Laabs die einzelnen Taten des NSU. Banküberfälle, Sprengstoffanschläge, Morde. Sie zeigen, auf welchen Spuren die Ermittler waren, in welche Richtung sie wie ermittelten. Noch nie wurde - zum Beispiel - das Abtauchen des NSU am 26. Januar 1998 so genau beschrieben, hat man diese Details zum Mord an der Polizistin Michelle Kiesewetter (25. April 2007) erfahren.
Am Ende ergibt sich ein Bild, dass zwangsläufig unvollständig sein muß. Das aber zeigt, wie zuweilen unmotiviert und unprofessionell Polizei, Staatsanwaltschaft und Verfassungsschutz gearbeitet haben. Wie sie beste Gelegenheiten ausliessen, Beate Zschäpe, Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt zu fassen.
"Es dürfen keine Staatsgeheimnisse bekannt werden, die ein Regierungshandeln unterminieren." Diesen Satz des ehemaligen BfV-Vize Klaus-Dieter Fritzsche vor dem Untersuchungsausschuss des Bundestages haben die Autoren an den Schluß ihres Werkes gestellt. Keine andere Aussage verdeutlich eindringlicher, warum staatlichen Behörden so gehandelt haben.Stefan Aust, Dirk Laabs - Heimatschutz, Der Staat und die Mordserie des NSU, Mai 2014, Pantheon-Verlag, 22,99 Euro
Montagsdemos: Nur Irre und Rechtsextreme?
Die einen halten sie für 'Irre', die andere sehen in Ihnen Rechtsextreme. Vor allem die Mainstreampresse trägt zu diesem Bild in der Öffentlichkeit bei. SPIEGEL TV, Kulturzeit (3sat) und Vice schütteten kübelweise Häme und Unwahrheiten über die Organisatoren der aktuellen Montagsdemos aus.
Kaum einer fragt einmal vorurteilsfrei: wer sind sie, was wollen sie wirklich? Deshalb lohnt es sich, das folgende Gespräch einmal in Ruhe zu betrachten. 90 interessante Minuten über aktiven Widerstand, wirksame Aktionsformen und welchen langen Atem es bedarf, bis einen die Herrschenden zur Kenntnis nehmen.
Dokumentarfilm: Mata, Mata
Sehenswerter Dokumentarfilm über brasilianische Jugendfußballer, die es bis ganz oben schaffen wollen. Einfühlsames Portrait von fünf Spielern, im Spannungsfeld zwischen Familien, den Spielerberatern und den Vereinen. Die Kamera distanziert - aber trotzdem nah dran. Doku at his Best.
Per Günther: "Wenn die bei mir klingeln, sind sie der Chef"
Per Günther (Basketballnationalspieler):
"Die kommen natürlich gerne Morgens. Mein persönliches Empfinden ist, dass die gerne kommen und schnell wieder gehen, um möglichst viele Kontrollen an einem Tag zu schaffen. Von meinem Rechtsempfinden her ist mein zu Hause irgendwie ein Bereich, wo ich mich wohlfühle und wo ich darüber entscheiden möchte, ob jemand in mein Zuhause eindringt oder nicht. Es sind wildfremde Männer, die ich nicht kenne, mal kontrolliert mich einer öfter, mal nicht, die dann wann es der NADA passt oder nicht klingeln die bei mir. Und wenn die bei mir klingeln sind sie der Chef."
"Es gibt einfach Momente der extremen Frustration mit diesem System zusammen. Ich habe kein Gefühl von miteinander, irgendwie. Normalerweise müßte ich halt eine Dankbarkeit sehen. Normalerweise müsste ich als Sportler ja froh sein, dass es die NADA gibt, weil die dafür garantieren sollte – eigentlich – dass wir alle die gleichen Chancen haben. Aber das ist eben nicht mein Empfinden."
